Nachhaltig mobil sein.

Der Verkehrssektor ist der einzige Bereich, in dem die Treibhausgasemissionen seit 1990 nicht abgenommen haben. Deshalb ist die Verkehrspolitik eines der größten politischen Handlungsfelder auch in Nienburg, einer „Stadt der kurzen Wege“, d.h., den Umstieg vom motorisierten Individualverkehr (MIV) auf Fahrrad und ÖPNV voranzutreiben, und da, wo der Individualverkehr notwendig ist, diesen so nachhaltig wie möglich zu gestalten.

Der innerstädtische Verkehr muss vordringlich für die Bedürfnisse jener Menschen geplant werden, die ohne PKW mobil sein wollen oder müssen und deren Alltagsmobilität mehr umfasst als Pendelfahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte.

Wir GRÜNEN werden daher im Rat der Stadt Nienburg eine Verkehrsplanung aus der Sicht von Menschen betreiben, die zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren oder mit dem Rollstuhl mobil sind. Die Wege und Aufenthaltsorte, die Abstellflächen, die Lade- und Reparaturmöglichkeiten für Fahrräder und E-Bikes müssen den Bedürfnissen der Radfahrenden und Fußgänger:innen angepasst werden. Dazu muss ein integriertes Verkehrskonzept mit externen Fachleuten entwickelt werden.

Zu Fuß

Das Zu-Fuß-Gehen ist die Wiege der Mobilität und zugleich die einfachste, effektivste und kostengünstigste körperliche Bewegung. Mit keinem Verkehrsträger können zeitlich so viele Menschen bewegt werden wie beim Gehen. Zufußgehen braucht attraktive Gehwege.

Deshalb wollen wir …

  • ein Fußverkehrskonzept in die verkehrliche Planung integrieren, bei dem es nicht zuletzt auf den Wohlfühlfaktor des öffentlichen Raumes ankommt: mit Grünstreifen in Abgrenzung zur Fahrbahn, Baumreihen, Bänken etc..
  • zur Stärkung der Sicherheit prüfen, wo zusätzliche Mittelinseln, Zebrastreifen oder Bedarfsampeln sinnvoll und notwendig sind.
  • ein Beleuchtungskonzept mit Bewegungsmeldern für Fußwege abseits von verkehrsreichen und sozial einsehbaren Räumen.
  • das Zuparken der Gehwege künftig wirksam verhindern.
  • Mit dem Rad

    Das Leitbild der autogerechten Stadt gehört ins Museum. Nicht der aktuelle, sondern der zukünftig zu erwartende Mobiltätsmix muss Grundlage der verkehrlichen Erschließung und des Ausbaus der Infrastruktur sein. Wir streben dabei eine „Fahrradstadt Nienburg“ an und wollen den Radverkehrsanteil in der Stadt bis 2030 auf 25 Prozent steigern.

    Das bedeutet:

  • Das Radwegekonzept muss mit Unterstützung eines externen Fachbüros zu einem Radverkehrskonzept weiterentwickelt und zügig umgesetzt werden, mit Vorschlägen für die grünen Routen (R-Wege) und den Alltagsrouten an den Magistralen und kraftfahrzeugfreien Abschnitten.
  • Wichtig ist auch die schnelle Erreichbarkeit der Innenstadt von allen Ortsteilen aus, z.B. durch „Expressfahrradrouten“, die Fahrradfahrenden durch günstige Ampelschaltung und klare Verkehrsführung mit Vorrang an Querungen eine zügige Fahrt ermöglichen.
  • Zum „Monitoring“ der Radwege muss ein Radwegezustandskataster erstellt werden, mit dem Radwege abhängig von ihrem Zustand sukzessive instandgehalten werden können. Dabei soll immer geprüft werden, ob statt der Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands eine erhebliche Verbesserung erfolgen kann, z.B. durch eine Verbreiterung des Radweges zur Nutzung in beiden Fahrtrichtungen und zum gefahrlosen Überholen oder physische Barrieren zwischen Straße und Schutzstreifen.
  • Die Investitionen in den Erhalt und den Ausbau der Radwege müssen erheblich gesteigert und die dafür zuständigen personellen Ressourcen in der Verwaltung – auch für deren Pflege – ausgebaut werden. Der Radverkehr braucht eine klare Entwicklungsperspektive und muss durch eine:n Radverkehrsbeauftragte:n ein Schwerpunkt von Verwaltungshandeln werden!
  • Wo der Autoverkehr an viel befahrenen Straßen mit mehr als 30 km/h unterwegs ist, wollen wir einen separat geführten Fahrradweg oder einen ausgewiesenen, ausreichend breiten Fahrradstreifen realisieren – nötigenfalls auch durch Rückbau einer Fahrspur für den motorisierten Verkehr.
  • Um die Gefahren für Radfahrer:innen durch rechts abbiegende PKW und vor allem LKW zu reduzieren, setzen wir auf getrennte Ampelschaltungen für den Radverkehr und den motorisierten Individualverkehr.
  • Zugeparkte Fahrradwege behindern nicht nur, sie machen den Radverkehr auch unsicher. Dieses Verhalten wollen wir daher wirkungsvoller ahnden lassen.
  • Fahrradwege sind im Winter zumindest genauso zügig wie Straßen zu räumen.
  • Auch Alltagsradwege abseits von Straßen müssen beleuchtet werden – hier setzen wir auf intelligente, mit Bewegungsmeldern gesteuerte Beleuchtungen.
  • Die Fahrradparkplätze müssen insbesondere an stark frequentierten Orten, an Haltestellen sowie in dicht besiedelten Wohngebieten ausgebaut werden – nötigenfalls sind Autoparkplätze entsprechend umzuwidmen.
  • Zur Schaffung attraktiver Fahrrad-Abstellmöglichkeiten wollen wir Teilbereiche der bestehenden Parkhäuser für Fahrräder reservieren und entsprechend ausgestalten. Die Abstellanlagen müssen auch für Pedelecs geeignet und sicher sein.
  • Damit auch Mitarbeiter:innen der öffentlichen Verwaltung für erforderliche dienstliche Fahrten das Fahrrad nutzen können, wollen wir mehr Diensträder zur Verfügung stellen.
  • Weil nicht jeder größere Transport eines PKW bedarf, wollen wir die Nutzung von Lastenrädern für Hausgemeinschaften oder Nachbarschaften fördern und ein Leihsystem für Lastenräder etablieren.
  • Der Weserradweg hat als Fernradweg eine herausragende Bedeutung für den Tourismus in der Stadt Nienburg. Hier müssen ein barrierefreier und angemessen befestigter Radweg direkt an der Weser sowie sichere und bequeme Fahrradunterstellmöglichkeiten in der Innenstadt angeboten werden.
  • Die Angebote für Fahrradreparaturstationen müssen ausgebaut und in der Bauleitplanung berücksichtigt werden, um ein möglichst flächendeckendes Angebot in der Stadt zu schaffen.
  • Mit dem ÖPNV

    Ergänzend zur Verbesserung der Situation für zu Fuß gehende und mit dem Rad fahrende Menschen muss das sehr erfolgreiche Stadtbus-System erhalten und weiter gefördert werden, da es für den Schüler:innenverkehr und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen (Rollator, Kinderwagen etc.) oder auch nur als Mobilitätsalternative bei schlechtem Wetter unerlässlich ist.

    Dazu müssen …

  • die Fahrtzeiten des Stadtbusses in den Abendstunden – sowohl an Werktagen als auch Samstagen – zumindest im Stundentakt verlängert werden und durch kostengünstige Ruftaxiangebote in nutzungsärmeren Zeiten ergänzt werden.
  • die Stadtbus-Tickets sozialverträglich gestaltet und die Altersgrenze für ermäßigte Karten auf 18 Jahre erhöht werden, um auch für Jugendliche einen Anreiz zur Nutzung des ÖPNV zu schaffen.
  • der barrierefreie Ausbau aller Bushaltestellen im Stadtgebiet vorangetrieben und zügig abgeschlossen werden. 
  • die Fahrzeuge so schnell wie möglich auf alternative Antriebstechnologien umgestellt werden.
  • Langfristiges Ziel zur Verringerung des motorisierten Individualverkehrs in Nienburg ist den Bürger:innen ein umlagefinanziertes Angebot zur fahrscheinlosen Nutzung des Stadtbus zu machen. Zur Vorbereitung eines solchen Vorhabens sollten regelmäßige Aktionstage stattfinden, an denen Bürger:innen die Vorzüge fahrscheinloser Busfahrten kennenlernen können.

  • Zur Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs gehören auch verbesserte Bahnanbindungen in Richtung Hannover und Richtung Bremen, häufige und schnelle Verbindungen sowie attraktive Verbund-Tarife.

    Hierfür müssen …

  • eine Beteiligung der Stadt und des Landkreises am Verkehrsverbund der GVH angestrebt werden, um Fahrten in die Landeshauptstadt durch günstigere Tarifgestaltung zu erleichtern.
  • kostengünstige Anbindungen Nienburgs an die Regio-S-Bahn Bremen/Niedersachsen angestrebt werden.
  • diese Forderungen im Zuge der geplanten baulichen Maßnahmen der Deutschen Bahn schwerpunktmäßig verfolgt werden. Zusätzliche Haltepunkte zum Beispiel in Holtorf und in Langendamm verbessern so die Anbindung der Ortsteile an die Kernstadt sowie der Stadt insgesamt an das Schienennetz.
  • Mit dem Auto

    Im ländlichen Raum wird der motorisierte Individualverkehr auch weiterhin eine Bedeutung haben. Er muss jedoch nachhaltiger und langfristig reduziert werden.

    Deshalb wollen wir …

  • Car-Sharing Konzepte entwickeln und unterstützen und in Neubaugebieten Car-Sharing-Konzepte direkt mit einplanen, um die Anzahl der privaten PKWs zu reduzieren.
  • das geltende Verkehrsberuhigungskonzept von Tempo 30 in den Wohnbereichen und Tempo 50 nur auf den Hauptverbindungen stärker durchsetzen. Das bedeutet, dass nach der gesetzlichen Vorgabe grundsätzlich in der Stadt „Rechts vor Links“- Regelungen gelten. Außerdem müssen bauliche Maßnahmen auf und an den Straßen ergriffen werden.
  • Straßen wie den Nordertorstriftsweg, in denen eine hohe Frequenz von Fußgänger:innen und Radfahrer:innen herrscht, zu gemeinschaftlich genutzten Straßenräumen umgestalten, in dem sich die Verkehrsteilnehmenden gleichberechtigt und mit gegenseitiger Rücksichtnahme bewegen.
  • die Pflege und Optimierung von bestehenden Straßen vorrangig vor Neubau durchführen. Wir lehnen die geplante Nordumgehung der B215 ab und schlagen alternative Lösungen zur jetzigen Verkehrssituation vor. Durch die von der Bahn geplante Verstärkung des Güterverkehrs durch die Stadt ist eine Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene in unserer Region zu erwarten, die den Neubau einer Ortsumgehung überflüssig macht.
  • durch Rückbau von durch Neubau entlastete Straßen (z.B. der Hannoverschen Straße und des Berliner Rings durch Bau des Südrings) einen Ausgleich und Anreiz zur Nutzung der neuen Straßen schaffen. Dieser Rückbau muss einhergehen mit einer Verbesserung der Radwegesituation in diesem Bereich.
  • zur Förderung der Nutzung alternativer Antriebstechnologien bei PKW mehr öffentliche Ladestationen für Elektroautos auf städtischen Parkflächen sowie kostenlose „emissionsfreie Parkplätze“ einrichten. Als Vorbild für die autofahrenden Bürger:innen sollte die Stadt Nienburg/Weser ihren Fuhrpark (einschließlich der Stadtbusse) elektrifizieren.






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