Eine Rolle rückwärts für die Verkehrswende in Nienburg

Pressemitteilung zur Ablehnung des Fahrradschutzstreifens auf der Hannoverschen Straße

„Eine Rolle rückwärts für die Verkehrswende in Nienburg“ – so bewertete der Ortsverband der Grünen auf seiner letzten Sitzung die jüngste Entscheidung des Stadtentwicklungsausschusses zur Gestaltung der Hannoverschen Straße hinsichtlich des Radverkehrs. Auf breites Unverständnis stieß die mehrheitliche Ablehnung des vorgelegten Verwaltungsvorschlages. OV-Sprecher Dorian Spange lobte diesen als „gelungenen Entwurf“, der Anregungen und Bedenken der Bürger:innen aufgenommen habe und damit geeignet sei, die Hannoversche Straße nutzungsfreundlicher für fahrradfahrende Menschen zu gestalten. „Die Verwaltung hat hier sehr viel Mut bewiesen, der von der Politik leider nicht gewürdigt wird. Wieder einmal agiert die Verwaltung zukunftsorientierter als die Entscheidungsträger:innen“. OV-Sprecherin Mechthild Schmithüsen bewertete die von der Verwaltung vorgeschlagene Lösung als einen Schritt in Richtung fahrradfreundlicherer Stadt und einer notwendigen Verkehrswende. Angesichts der Klimakrise und der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten aktuellen Energiekrise sei ein Umdenken in der Verkehrspolitik mehr als überfällig. „ Wir müssen Alternativen zum Autoverkehr attraktiver und nutzungsfreundlicher gestalten und Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad in der Stadt unterwegs sind, mehr Straßenraum einräumen als das aktuell der Fall ist.“ Von einer gleichberechtigten Teilhabe am Straßenverkehr sei die im Ausschuss beschlossene Lösung jedoch weit entfernt, stellte Landtagskandidatin und KV-Sprecherin Ann-Sophie Wiek fest. Stadtratsmitglied Hedda Freese erinnerte daran, dass gegen die Stimmen der Grünen die Ortsumgehung Südring realisiert wurde zur Entlastung der Hannoverschen Straße. „Jetzt, wo wir den Südring haben müssten wir eigentlich alles daran setzen, die Hannoversche Straße durch Tempolimit vom Durchgangsverkehr zu befreien und sie stattdessen zu einer guten, sicheren und schnellen Radverbindung zwischen Innenstadt und dem Ortsteil Langendamm zu machen.“ Nur so könne man Menschen motivieren vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen. Kritisiert wurde in der Sitzung auch der öffentliche Umgang mit der Befragung zum Radstreifen durch die Verwaltung. „Diese war in erster Linie darauf ausgerichtet,“ so Gruppensprecher Peter Schmithüsen, „ den ersten Entwurf durch Anregungen und Hinweise von Nutzer:innen zu verbessern, was auch erfolgt sei.“ Die aus dem Ergebnis der Umfrage abgeleitete komplette Ablehnung eines Schutzstreifens und Tempolimits könne er nicht nachvollziehen. „Es ist wirklich bedauerlich“, resümierte Stadtratsmitglied Regine Pflüger, „dass sich eine Ratsmehrheit hier in Nienburg so gegen notwendige Schritte zur Einleitung einer Verkehrswende stemmt und damit auch Experten ignorieren, die eine gleichberechtigtere Teilhabe von Radfahrenden am Straßenverkehr fordern – so wie jüngst auf dem letzten Verkehrsgerichtstag in Goslar.“